Andrea Bunjes hat mit 70,37 Meter in diesem Jahr die zweitbeste Weite ihrer Hammerwurf-Laufbahn erzielt. Damit schaffte die 33-Jährige die Qualifikation für die Weltmeisterschaften. Bereits 2004 war die Ostfriesin Elfte bei den Olympischen Spielen in Athen – an diese Leistung will sie nun in Berlin anknüpfen.
Wie groß war der Stein, der Dir am 21. Juni in St. Wendel vom Herzen gefallen ist, als Du zum zweiten Mal die WM-Norm geworfen hast?
Andrea Bunjes: Der Stein war schon sehr groß. Richtig realisiert habe ich es auch erst später auf der Rückfahrt. Nachdem wir eine Stunde Wettkampfunterbrechung wg. Gewitter hatten, dachte ich schon, der Wettkampf wäre gelaufen. Vielleicht hat das mir aber die nötige Lockerheit gegeben, um die 70m zu knacken. Nach dem vierten Versuch, der wieder bei 68m landete, dachte ich nur, "du fährst nicht schon wieder mit 68 Metern nach Hause. Jetzt hau das Ding raus!" Tja, und dann hat es im fünften Versuch geklappt.
St. Wendel - Andrea Bunjes wirft zum zweiten Mal WM-Norm
Die Wettkämpfe, in denen Du die Norm geschafft hast, waren von den Bedingungen her nicht gerade leicht. Bei den Hochschulmeisterschaften in Darmstadt warst Du am Morgen aus dem vierwöchigen Trainingslager in den USA zurück gekommen und hast am frühen Nachmittag weit geworfen – in St. Wendel musste der Wettkampf nach dem ersten Wurf wegen Regens unterbrochen werden, ehe Du dann im fünften Durchgang die WM-Norm geworfen hast. Starke Nerven oder "Eigentlich-kanns-eh-nicht-gehen"-Stimmung, die locker macht?
Wie schon oben gesagt, hab ich vielleicht nicht mehr zu viel erwartet und bin dadurch locker geworden. Ich habe leider das Problem, wenn ich weit werfen will, verkrampfe ich leicht. Das versuche ich natürlich im Training zu verbessern, aber Training und Wettkampf lassen sich ja nicht miteinander vergleichen. Daher die, - ich will einen guten Wettkampf machen, die Weite ist egal,- Variante.
Darmstadt - Bunjes, Klaas und Heidler mit WM-Norm bei DHM
70,37 Meter – weiter hast Du nur bei den Olympischen Spielen 2004, als Du in Athen mit 70,73 Metern Elfte wurdest, geworfen. Letztes Jahr waren es nur 67,35 Meter. Was hast Du in diesem Winter/Jahr anders gemacht?
Letztes Jahr kann man nicht als Maßstab nehmen. Da wollte ich einfach zuviel. Bin zu verbissen an die ganze Sache ran gegangen und damit auf die Nase gefallen. Deshalb habe ich die vergangene Saison auch schon im August beendet und wollte einfach sehen, ob mir die Werferei noch Spaß macht. Und da es im September wieder gekribbelt hat, bin ich dabei geblieben. Aber ich versuche es nicht mehr zu verbissen zu sehen, bin einfach mit mehr Spaß ins Training gefahren. Schließlich werde ich den Sport keine Jahre mehr machen. Und das hat sich ausgezahlt.
Eintrachtler vor der WM - Pascal Behrenbruch
Eintrachtler vor der WM - Sergej Litvinov
Eintrachtler vor der WM - Betty Heidler
Mit welchen Zielen fährst Du jetzt zur WM nach Berlin? Wie weit kann der Hammer noch fliegen, jetzt wo die Qualifikationshürde genommen ist?
Ich möchte mein Ziel, endlich mal unter die "ersten Acht" zu kommen, realisieren. Auch dürfte dieses Jahr eine Bestleistung fallen. Möglich ist es. Zumindest deuten die Trainingsergebnisse darauf hin.Mit Weltmeisterin Betty Heidler, Kathrin Klaas und Sergej Litvinov werden drei weitere Mitglieder Deiner Trainingsgruppe in Berlin dabei sein – pusht das zusätzlich? Hilft es, wenn man im Wettkampf nicht ganz alleine ist, oder spielt das keine Rolle?Es ist natürlich schön, wenn wir mit vier Frankfurter Hammerwerfer in Berlin aufschlagen. Aber den Wettkampf muss ich trotzdem alleine bestreiten. Da ist sich jeder selbst der Nächste. Wichtiger ist es, wenn Familie und Freunde vor Ort sind, um einen zu unterstützen.
Wie sehen für Dich die letzten Wochen Richtung Berlin aus?
Wir waren gerade auf dem Herzogenhorn im Trainingslager. Hier hatten wir unsere Ruhe und konnten ganz konzentriert arbeiten. Nach vier Tagen in Frankfurt, sind wir am 02.08 nach Kienbaum ins Trainingslager aufgebrochen. Und von dort geht es dann am 18.08 nach Berlin.
Im Kurzporträt - Andrea Bunjes
Du kommst aus Ostfriesland, aus der Nähe von Leer (Detern-Neuburg) – was hat Dich nach Frankfurt und schließlich zur Eintracht gebracht?
Ich hatte 2001 ein Gespräch mit Michael Deyhle bezüglich meiner Zukunft. Und er hat mich daraufhin nach Frankfurt geholt. In Ostfriesland habe ich schon oft alleine trainiert und musste zudem noch ganztags arbeiten. Nicht gerade gute Voraussetzungen, wenn man International dabei sein möchte. Daher wollte ich einen neuen Reiz setzen. Mit neuem Trainer und neuer Trainingsgruppe. Bis 2005 bin ich weiterhin für meinen kleinen ostfriesischen Verein SV Holtland gestartet. Durch das Studium bei der Polizei in Hessen, musste ich dann für einen hessischen Verein starten und da bot sich die Eintracht natürlich an.
Nach 2004 bist Du in diesem Jahr das erste Mal wieder bei einer internationalen Meisterschaft dabei. Fünf Jahre warten – dafür braucht man doch eine gewaltige Ausdauer?!
Ja, das stimmt. Ich hatte mich 2007 wahnsinnig geärgert, als der DLV mich nicht mit zur WM nach Osaka genommen hat. Für mich war die Entscheidung, dass Susanne Keil mitgenommen wurde, falsch. Aber daran kann ich leider nichts mehr ändern. Trotzdem wollte ich es allen und auch mir selbst zeigen, dass ich noch nicht zum alten Eisen gehöre.
Eigentlich wolltest Du 2009 nach der WM Deine Karriere beenden. Jetzt bist Du aber wieder top in Form – hängst Du noch ein Jahr dran?
Ich weiß gar nicht, wieso jeder glaubt, dass ich nach Berlin aufhören wollte. Das habe ich so nie gesagt. Ich werde definitiv noch ein Jahr anhängen. Und dann wird von Jahr zu Jahr entschieden.
Vielen Dank und viel Erfolg bei der WM in Berlin!
Die Fragen stellte Bettina Schardt
Wie groß war der Stein, der Dir am 21. Juni in St. Wendel vom Herzen gefallen ist, als Du zum zweiten Mal die WM-Norm geworfen hast?
Andrea Bunjes: Der Stein war schon sehr groß. Richtig realisiert habe ich es auch erst später auf der Rückfahrt. Nachdem wir eine Stunde Wettkampfunterbrechung wg. Gewitter hatten, dachte ich schon, der Wettkampf wäre gelaufen. Vielleicht hat das mir aber die nötige Lockerheit gegeben, um die 70m zu knacken. Nach dem vierten Versuch, der wieder bei 68m landete, dachte ich nur, "du fährst nicht schon wieder mit 68 Metern nach Hause. Jetzt hau das Ding raus!" Tja, und dann hat es im fünften Versuch geklappt.
St. Wendel - Andrea Bunjes wirft zum zweiten Mal WM-Norm
Die Wettkämpfe, in denen Du die Norm geschafft hast, waren von den Bedingungen her nicht gerade leicht. Bei den Hochschulmeisterschaften in Darmstadt warst Du am Morgen aus dem vierwöchigen Trainingslager in den USA zurück gekommen und hast am frühen Nachmittag weit geworfen – in St. Wendel musste der Wettkampf nach dem ersten Wurf wegen Regens unterbrochen werden, ehe Du dann im fünften Durchgang die WM-Norm geworfen hast. Starke Nerven oder "Eigentlich-kanns-eh-nicht-gehen"-Stimmung, die locker macht?
Wie schon oben gesagt, hab ich vielleicht nicht mehr zu viel erwartet und bin dadurch locker geworden. Ich habe leider das Problem, wenn ich weit werfen will, verkrampfe ich leicht. Das versuche ich natürlich im Training zu verbessern, aber Training und Wettkampf lassen sich ja nicht miteinander vergleichen. Daher die, - ich will einen guten Wettkampf machen, die Weite ist egal,- Variante.
Darmstadt - Bunjes, Klaas und Heidler mit WM-Norm bei DHM
70,37 Meter – weiter hast Du nur bei den Olympischen Spielen 2004, als Du in Athen mit 70,73 Metern Elfte wurdest, geworfen. Letztes Jahr waren es nur 67,35 Meter. Was hast Du in diesem Winter/Jahr anders gemacht?
Letztes Jahr kann man nicht als Maßstab nehmen. Da wollte ich einfach zuviel. Bin zu verbissen an die ganze Sache ran gegangen und damit auf die Nase gefallen. Deshalb habe ich die vergangene Saison auch schon im August beendet und wollte einfach sehen, ob mir die Werferei noch Spaß macht. Und da es im September wieder gekribbelt hat, bin ich dabei geblieben. Aber ich versuche es nicht mehr zu verbissen zu sehen, bin einfach mit mehr Spaß ins Training gefahren. Schließlich werde ich den Sport keine Jahre mehr machen. Und das hat sich ausgezahlt.
Eintrachtler vor der WM - Pascal Behrenbruch
Eintrachtler vor der WM - Sergej Litvinov
Eintrachtler vor der WM - Betty Heidler
Mit welchen Zielen fährst Du jetzt zur WM nach Berlin? Wie weit kann der Hammer noch fliegen, jetzt wo die Qualifikationshürde genommen ist?
Ich möchte mein Ziel, endlich mal unter die "ersten Acht" zu kommen, realisieren. Auch dürfte dieses Jahr eine Bestleistung fallen. Möglich ist es. Zumindest deuten die Trainingsergebnisse darauf hin.Mit Weltmeisterin Betty Heidler, Kathrin Klaas und Sergej Litvinov werden drei weitere Mitglieder Deiner Trainingsgruppe in Berlin dabei sein – pusht das zusätzlich? Hilft es, wenn man im Wettkampf nicht ganz alleine ist, oder spielt das keine Rolle?Es ist natürlich schön, wenn wir mit vier Frankfurter Hammerwerfer in Berlin aufschlagen. Aber den Wettkampf muss ich trotzdem alleine bestreiten. Da ist sich jeder selbst der Nächste. Wichtiger ist es, wenn Familie und Freunde vor Ort sind, um einen zu unterstützen.
Wie sehen für Dich die letzten Wochen Richtung Berlin aus?
Wir waren gerade auf dem Herzogenhorn im Trainingslager. Hier hatten wir unsere Ruhe und konnten ganz konzentriert arbeiten. Nach vier Tagen in Frankfurt, sind wir am 02.08 nach Kienbaum ins Trainingslager aufgebrochen. Und von dort geht es dann am 18.08 nach Berlin.
Im Kurzporträt - Andrea Bunjes
Du kommst aus Ostfriesland, aus der Nähe von Leer (Detern-Neuburg) – was hat Dich nach Frankfurt und schließlich zur Eintracht gebracht?
Ich hatte 2001 ein Gespräch mit Michael Deyhle bezüglich meiner Zukunft. Und er hat mich daraufhin nach Frankfurt geholt. In Ostfriesland habe ich schon oft alleine trainiert und musste zudem noch ganztags arbeiten. Nicht gerade gute Voraussetzungen, wenn man International dabei sein möchte. Daher wollte ich einen neuen Reiz setzen. Mit neuem Trainer und neuer Trainingsgruppe. Bis 2005 bin ich weiterhin für meinen kleinen ostfriesischen Verein SV Holtland gestartet. Durch das Studium bei der Polizei in Hessen, musste ich dann für einen hessischen Verein starten und da bot sich die Eintracht natürlich an.
Nach 2004 bist Du in diesem Jahr das erste Mal wieder bei einer internationalen Meisterschaft dabei. Fünf Jahre warten – dafür braucht man doch eine gewaltige Ausdauer?!
Ja, das stimmt. Ich hatte mich 2007 wahnsinnig geärgert, als der DLV mich nicht mit zur WM nach Osaka genommen hat. Für mich war die Entscheidung, dass Susanne Keil mitgenommen wurde, falsch. Aber daran kann ich leider nichts mehr ändern. Trotzdem wollte ich es allen und auch mir selbst zeigen, dass ich noch nicht zum alten Eisen gehöre.
Eigentlich wolltest Du 2009 nach der WM Deine Karriere beenden. Jetzt bist Du aber wieder top in Form – hängst Du noch ein Jahr dran?
Ich weiß gar nicht, wieso jeder glaubt, dass ich nach Berlin aufhören wollte. Das habe ich so nie gesagt. Ich werde definitiv noch ein Jahr anhängen. Und dann wird von Jahr zu Jahr entschieden.
Vielen Dank und viel Erfolg bei der WM in Berlin!
Die Fragen stellte Bettina Schardt