05.06.2020

Den olympischen Traum verschoben

Nach vier Jahren Vorbereitung und der Freude über die gelungene Qualifikation war für Katharina Steinruck und Carolin Schäfer am 24. März klar: Der Traum von Tokio 2020 ist zerplatzt.

Doch die Marathonläuferin und die Siebenkämpferin der Eintracht haben ihre Enttäuschung überwunden und trainieren aktuell nicht nur für Olympia 2021, sondern hoffen auch auf eine späte Wettkampfsaison im Herbst. „Als die Entscheidung kam, war es natürlich ein herber Schlag und erst einmal schwer zu verkraften“, erzählt Carolin Schäfer. Für die Siebenkämpferin sollte 2020 das Jahr ihrer zweiten Olympia-Teilnahme werden. Mitte März war sie noch voller Motivation aus dem Trainingslager in Südafrika zurückgekehrt. Doch aus den ersten Zweifeln, die dort begannen, wurde schnell die Gewissheit, dass aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr keine Olympischen Sommerspiele werden stattfinden können. „Die Vorbereitung verlief bis dahin echt top, daher war die Verschiebung umso schmerzhafter“, sagt die 28-Jährige. Ganz ähnlich erging es auch Marathonläuferin Katharina Steinruck. 2020 wollte sie zum ersten Mal bei Olympia an den Start gehen und sich damit ihren großen Traum erfüllen. Nun, wenige Monate bevor es eigentlich so weit sein sollte, kann sie nur resigniert sagen: „Was willst du machen?!“ Denn auch wenn die Entscheidung sie hart getroffen habe, sei die Verschiebung letztlich richtig gewesen.

Die plötzliche Planänderung für den Sommer bedeutete für beide aber nicht, dass sie die Köpfe in den Sand steckten. So stellten sie kurzerhand ihr Training um und richteten es statt auf eine Wettbewerbs- auf eine Grundlagensaison aus. „Mein Training besteht aktuell aus vielen langen Läufen, aber auch Intervall- und Kraft-Ausdauer-Training“, erklärt Steinruck. Dafür sei sie viel in der Natur unterwegs, einiges an Equipment für Kraft- und Ausdauertraining habe sich über die Jahre auch bei ihr zu Hause gesammelt. Von den Kontaktbeschränkungen ist sie als Marathonläuferin glücklicherweise kaum betroffen. Etwas anders sieht das bei Siebenkämpferin Schäfer aus. „Ich konnte in den ersten Wochen keine technischen Disziplinen trainieren“, berichtet sie. Auch sie konzentrierte sich deshalb zunächst auf allgemeines Athletik- und Stabilisationstraining und nutzte vor allem die Wege und Treppen rund um die Commerzbank-Arena für ihre Lauf- und Sprungübungen. Außerdem hat sie ihr eigenes Wohnzimmer kurzerhand umfunktioniert und einen Stabilisationsraum daraus gemacht. „Es ging darum, kreativ zu werden und das Bestmögliche aus der Situation zu machen“, meint sie.

Seit Mitte April wird ihr zumindest diese Herausforderung etwas genommen, denn seitdem darf wieder zu dritt, also mit Trainer und einem Trainingspartner, auf dem Sportplatz trainiert werden. „Das Untereinander zumindest in Minigruppen macht schon unheimlich viel aus und ich bin dankbar für jeden Schritt, der in die richtige Richtung geht“, beschreibt Schäfer. Auch abgesehen von dem Training in Kleinstgruppen könne sie der aktuellen Situation durchaus etwas Positives abgewinnen. „Da ich erst vor etwa einem halben Jahr mein Team gewechselt habe, bleibt uns nun noch mehr Zeit als gedacht, uns aufeinander abzustimmen und an den Schwachstellen zu arbeiten“, meint sie. An die Olympischen Spiele im kommenden Jahr denke sie deshalb auch vorerst nicht. „Das Ziel Olympia ist erst wieder in meinem Kopf, wenn ich im Oktober die Vorbereitung starte“, sagt sie. Aktuell brauche sie kurz- und mittelfristige Ziele, um sich zu motivieren. Genauso wie ihre Leichtathletik-Kollegin Steinruck hofft sie deshalb darauf, dass einige Wettbewerbe im Herbst stattfinden können und sie sich dort beweisen kann. Und natürlich wollen beide Leichtathletinnen den Sommer möglichst gut nutzen, um fit zu bleiben und vielleicht ja sogar von den verbesserten Grundlagen bei Tokio 2021 zu profitieren.