18.03.2021

Dennis Biederbick über Rassismus im Sport

Im Rahmen der „Internationalen Woche gegen Rassismus“ teilt Dennis Biederbick, 800 Meter-Spezialist im Dienst der Eintracht, seine Erfahrungen und Wünsche.

Dennis Biederbick gehört zu den besten 800 Meter Läufern Deutschlands. Im vergangenen Jahr wurde der Adlerträger Deutscher Vizemeister über die zwei Stadionrunden, direkt hinter Vereinskollege Marc Reuther. Biederbick ist Sohn einer Kenianerin, sein Vater ist Deutscher. Dass die Hautfarbe eines Athleten in der heutigen Zeit überhaupt noch von Bedeutung ist, zeigt, dass der Kampf für mehr Toleranz und gegen Rassismus noch lange nicht beendet ist. Rassismus ist nämlich leider immer noch Teil des Alltags. Immer wieder gibt es Vorfälle von rassistischen Handlungen. Affenlaute im Stadion, Polizeigewalt in den USA oder auch das Attentat von Hanau aus dem vergangenen Jahr. Das alles sind Beispiele dafür, dass es noch viel Arbeit gibt, wenn es um den Kampf gegen Diskriminierung geht.

Blicke und der Umgang geben unwohle Gefühle

Auch im Sport gibt es immer wieder Anfeindungen gegenüber Sportlern aus dem Ausland. In einem Interview erzählt Biederbick, welche Erfahrungen er selbst mit dem Thema gemacht hat und wie man seiner Meinung nach damit umgehen kann. Selbst habe er Rassismus im Sport noch nicht erlebt, erzählt der 23-Jährige. Allerdings im Alltag. Dieser habe sich nicht in direkter Form geäußert, so der Frankfurter. Biederbick und sein Bruder seien beispielsweise regelrecht aus der Kirche rausgeekelt worden. Manchmal seien es dabei einfach die Blicke oder der Umgang, die einem ein unwohles Gefühl geben, sagt Biederbick. Er selbst kenne auch befreundete Athleten, die schon diskriminiert wurden. Der Sport nimmt für Dennis Biederbick dabei eine politische Rolle im Kampf gegen Rassismus ein. Es sei eine vernünftige und große Bühne, um das Thema anzusprechen und darauf aufmerksam zu machen, appelliert der 800 Meter Spezialist.

Auch in jüngster Vergangenheit nutzten Athletinnen und Athleten die Chance, sich gegen Rassismus auszusprechen und auf Diskriminierung gegenüber anderen aufmerksam zu machen. In Folge des Todes von George Floyd, einem durch einen Polizisten getöteten Afroamerikaner, bekundeten Sportlerinnen und Sportler weltweit ihre Solidarität. In den USA knieten dabei einige Sportler bei der Nationalhymne. Eine Geste die bereits vor Jahren in der National Football League (NFL) für große Aufmerksamkeit sorgte. Colin Kaepernick kniete im Jahr 2016 erstmals bei der amerikanischen Nationalhymne aus Protest gegen Rassismus und Diskriminierung. Die Wunschvorstellung, dass im Sport bzw. generell in der Gesellschaft keine Spuren von Rassismus zu finden sind, ist auch für Dennis Biederbick momentan noch weit entfernt. Hass gegenüber Minderheiten finde man heutzutage leider noch überall, so Biederbick.

„… dann würde es nie ganz verschwinden“

Für Biederbick nimmt der Kampf gegen Rassismus dennoch eine positive Entwicklung. Die Menschheit sei auf einem guten Weg der Besserung, so Biederbick. Rassistisches Gedankengut sei allerdings wie ein hartnäckiges Krebsgeschwür: wenn es nur halbherzig behandelt würde, dann würde es nie ganz verschwinden, so der 23-Jährige weiter. Für den Frankfurter ist klar, dass es beim Thema Rassismus keinen Platz für Ausnahmen geben darf. Für die Zukunft wünsche er sich, dass rassistische und diskriminierende Ansichten, so gut es gehe, von Kindern ferngehalten würden um dieses Krebsgeschwür nicht an sie weiterzugeben.