29.04.2021

„Der erste Wettkampf ist immer etwas Besonderes“

Carolin Schäfer startet am kommenden Wochenende beim „Fly Up- and Far Meeting“ in ihre zweite Olympia-Saison. Im Interview spricht die Olympia-Fünfte von 2016 über die Vorbereitung und ihre Ziele.

Redaktion: Die Olympia-Saison startet nun am kommenden Wochenende. Wie sehr kribbelt es endlich loslegen zu können?

Carolin: Es ist natürlich super cool endlich mal aus dem Trainingsalltag rauszukommen. Wir haben die letzten Wochen und Monate wirklich sehr, sehr hart trainiert und wollen natürlich jetzt auch den Transfer in die Wettkampfsaison schaffen. Es ist also umso schöner, dass es jetzt losgeht. Der erste Wettkampf der Saison ist aber immer etwas ganz Besonderes. Da muss man immer erstmal wieder reinkommen. Dort gilt es dann zu schauen ob die Wettkampfanläufe passen oder wie es ist nach langer Zeit auch mal wieder über zehn Hürden zu laufen. Dazu hatten wir in der Vorbereitung beispielsweise noch gar nicht die Möglichkeit und deswegen ist es fast wie eine ganz neue Erfahrung die volle Hürdendistanz zu rennen. Ich freue mich aber insbesondere darüber, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben Wettkämpfe durchzuführen und jetzt an den Start gehen dürfen.

Dieses Olympiajahr unterscheidet sich wesentlich von dem im Jahr 2016. Durch die Corona-Pandemie gibt es immer wieder neue Bestimmungen und Einschränkungen. Wie lief deine Vorbereitung auf diese spezielle Saison?

Es ist natürlich eine neue Situation – für alle. Vor allem ging es darum besondere Vorsicht walten zu lassen. Zum einen im Training die Abstände und Hygienemaßnehmen einzuhalten, was natürlich auch mehr Stress bedeutet und zum anderen, sich allgemein unter keinen Umständen anzustecken. Rückblicken kann ich allerdings sagen, dass ich problemlos und verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen bin und somit gute Grundlagen für die Saison legen konnte. Jetzt ist es natürlich umso spannender aus einer langen, umfangreichen und intensiven Trainingsphase herauszukommen und auch endlich in die Wettkampfsaison zu starten.

Bei der Weltmeisterschaft 2017 gewann Carolin Schäfer die Silbermedaille und wurde am Frankfurter Flughafen standesgemäß in Empfang genommen.

Besondere Vorsicht walten zu lassen bedeutete in dieser Saisonvorbereitung für dich auch nicht ins Ausland zu reisen, um dort ein Trainingslager abzuhalten. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was habt ihr stattdessen gemacht?

Das lässt sich ganz einfach beantworten: In dem Fall war uns einfach die Sicherheit und die Gesundheit wichtiger. Wir wollten wirklich kein Risiko eingehen, was durch die Reise oder die Umstände vor Ort, die wir nicht kennen, entstanden wären.Wir wollten somit jegliche Gefährdung ausschließen, die unsere Vorbereitung auf die olympischen Spiele gefährdet hätte und gleichzeitig waren wir ohne eine Reise in der Lage, unser persönliches Umfeld bestmöglich zu kontrollieren und einzugrenzen. Das war enorm wichtig.

Zur Kompensation haben wir in Mainz versucht ein Trainingslager zu simulierten. Dadurch, dass wir eine gute Trainingsgruppe sind, war das auch kein Problem. Das Einzige ist natürlich, dass hier vor Ort das Wetter es nicht erlaubt, solche Trainingsintensitäten durchzuführen wie beispielsweise im letzten Jahr. Das verzögert sich nun ein wenig.

Also Rheinufer statt Atlantik oder Mittelmeerküste. Wie war die Trainingslager Simulation für dich und wie habt ihr diese umgesetzt?

Ich bin für diesen Zeitraum in Mainz in ein Hotel gezogen, um dem Körper das Signal zu vermitteln, dass nun eine Veränderung stattfindet. Gleichzeitig konnte ich mir somit auch das Pendeln von Frankfurt nach Mainz ersparen. In der Trainingslagerwoche haben wir dann jeden Tag zwei Einheiten trainiert. Ob Rheinufer oder Mittelmeerküste spielt dabei keine Rolle. Ich konnte mich voll aufs Training konzentrieren und auf die Saison vorbereiten. Das war das Wichtigste.

Ein Medaillengewinn würde meine persönliche Sammlung vervollständigen.

Carolin Schäfer

Eine ganz besondere Saison steht bevor – die Olympischen Spiele sollen im Sommer in Tokyo stattfinden. Du wurdest vor fünf Jahren in Rio Fünfte, was jetzt?

(lacht) Es ist natürlich klar, dass ich eine Medaille mitnehmen möchte. Ich meine, wer möchte das nicht? Das ist das große Ziel. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Die Tagesform vor Ort muss passen. Dann ist in diesem Jahr besonders wichtig, wer mit den Umständen und Auflagen vor Ort am besten umgehen kann. Ich glaube, dass diejenigen, die dabei am flexibelsten im Kopf sind und Olympia positiv auf sich zukommen lassen, haben letztendlich auch die beste Chance eine Medaille zu gewinnen. Ein Medaillengewinn wäre für mich natürlich schön und würde auch meine persönliche Sammlung vervollständigen.

Silber und Bronze sind in der Sammlung ja schon vorhanden, was fehlt wäre dann noch…?

(lacht) In der Summe fehlt Gold, aber ich nehme jegliche Farbe gerne mit nach Hause.

Umstände und Auflagen vor Ort sind in diesem Jahr definitiv ein Faktor. Die Olympiade wird auch aktuell immer wieder kontrovers diskutiert. Wie nimmst du das wahr und überwiegt dennoch die Vorfreude?

In erster Linie ist es für mich wichtig, dass die olympischen Spiele stattfinden. Meine Vorfreude ist groß. Wir haben uns jetzt fünf Jahre darauf vorbereitet, dennoch ist es momentan eine spezielle und verrückte Situation für uns alle und natürlich verfolgen wir auch immer wieder die Maßnahmen und Situation vor Ort in Japan.

Ich denke, dass es vernünftig und richtig ist, dass keine ausländischen Zuschauer zugelassen sind. So langsam verabschiede ich mich auch von dem Gedanken, dass überhaupt Zuschauer vor Ort sein können, wobei es natürlich schön wäre, wenn es möglich sein sollte. Wenn nicht, haben wir das aber auch zu akzeptieren und können froh sein, dass das Sportereignis überhaupt umgesetzt werden kann. Ich lasse das einfach auf mich zukommen und bin froh und dankbar an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen.