01.12.2021

Ein Gefühl entwickeln

In der vergangenen Saison gelang Marvin Heinrich der Durchbruch in die europäische Spitzenklasse. Kurz vor dem ersten Wettkampf der Hallensaison fühlt er sich dennoch stärker als je zuvor.

Bereits in der vergangenen Wintersaison deutete der 24-jährige Heinrich an, dass 2021 ein ganz besonderes Jahr für ihn werden könnte. In der Halle unterbot er jeweils über die 800 und 1500 Meter die EM-Norm und galt lange als einer der Top-Favoriten auf ein Ticket für die Europameisterschaften im polnischen Torun und auf den Deutschen Meistertitel. Doch auf die immer größer werdenden Euphorie folgte zunächst die Ernüchterung. Heinrich verpasste die hochgesteckten Ziele durch kleinere taktische Fehler und erreichte am Ende den vierten Platz.

Gemeinsam mit seinem Trainer Georg Schmidt entschied er daher im Sommer die 1500 Meter auszulassen und sich den 800 Metern zu widmen - ein voller Erfolg. Heinrich blieb zahlreiche Rennen ungeschlagen und sicherte sich bei den Deutschen Meisterschaften seinen lang ersehnten ersten Titel. Die Olympianorm verpasste Heinrich zwar noch knapp um drei Zehntel Sekunden, doch die Freude über seinen nationalen Durchbruch überwog.

Mit neuem Training in das neue Jahr

Auch in diesem Winter hat sich Heinrich explizit auf die 800 Meter vorbereitet und wird am kommenden Wochenende in einem 600 Meter Rennen, das erste Mal unter Wettkampfbedingungen, seine Form testen. Zur neuen Ausrichtung und dem Kribbeln im Bauch, haben wir unseren Deutschen Meister befragt.

Redaktion: Marvin, am kommenden Wochenende steht das erste Rennen der Saison an. Wie sehr kribbelt es schon, wieder an den Start zu gehen?
Marvin Heinrich: Ich freue mich natürlich sehr darauf wieder an den Start zu gehen. Die ganz große Aufregung kommt allerdings meist erst dann, wenn es wirklich so weit ist. Die Vorbereitung lief gut von daher gehe ich zuversichtlich an den Start.

Wir sind eine große Gruppe mit tollen Charakteren und starken Läufern, was insbesondere bei harten Einheiten sehr unterstützend sein kann.

Marvin Heinrich

Vorbereitung ist ein gutes Stichwort. Du hast in diesem Winter dein Training ein wenig umgestellt. Was ist jetzt anders?
Anders ist erstmal, dass ich nicht mehr alleine trainiere (lacht). Mittlerweile trainiere ich mit Marc Reuther, Dennis Biederbick, Oskar Schwarzer und Patrick Schneider zusammen. Wir sind eine große Gruppe mit tollen Charakteren und starken Läufern, was insbesondere bei harten Einheiten sehr unterstützend sein kann. Das Training an sich ist auch deutlich anders und insbesondere mehr auf die Intensität ausgelegt. Ich bin guter Dinge, dass ich so nochmal einen Sprung machen kann.

Ein gutes Gefühl ist immer wichtig. Bist du in einer Umstellungsphase oder schon zu 100 Prozent vertraut mit den neuen Inhalten?
Ich glaube, die Umstellung ist zum Großteil bereits abgeschlossen. Ich denke aber auch, dass es noch dauern wird, bis ich das Training zu 100 Prozent umsetzen kann. Zur Zeit fühle ich mich jedenfalls deutlich besser als im Vorjahr und mir kommen schnelle Zeiten leichter vor. Ich hoffe sehr, dass ist beim Wettkampf genauso (lacht).

Am Wochenende bestreitest du deinen ersten Wettkampf der Saison. Was hast du dir dafür vorgenommen?
Vorgenommen habe ich mir ein gleichmäßiges Rennen. Natürlich reizt es auch mal Vollgas zu geben, gerade über 600 Meter, aber ich werde es über ein hohes gleichmäßiges Tempo probieren. Es gilt auch ein wenig die beste Herangehensweise für die 800 Meter in dieser Saison zu finden und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie ich laufen kann.