15.12.2020

„Ein weiterer Schritt Richtung Profisport“

Ende November durfte sich die Eintracht noch über einen Neuzugang freuen: Jannis Wolff. Der 22-Jährigen spricht über die Gründe für seinen Wechsel, seine Philosophie und seine Ziele.

Jannis Wolff wechselt von der Aachener TG an den Main.

Jannis, für diejenigen, die dich noch nicht kennen. Stell dich doch den Eintrachtlern kurz vor!

(lacht) Ich bin Jannis und mache Zehnkampf – demnächst bei der Eintracht. Im Alter von 10 Jahren habe ich mit der Leichtathletik angefangen, mit 14 Jahren begann ich mit dem Mehrkampftraining und wurde dieses Jahr Deutscher U23 Meister. Ich erhoffe mir von dem Wechsel zur Eintracht, noch mehr zu erreichen. Meine Stärken im Mehrkampf liegen besonders in den technischen Disziplinen wie Speerwurf, Stabhochsprung und den Hürden.

Jannis Wolff gewann im August 2020 bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Vaterstetten den Titel in der Altersklasse U23 und stellte mit 7.670 Punkten eine neue persönliche Bestleistung auf. Das kleine Kuriosum: Der gebürtige Aachener hatte die meisten Punkte aller Athleten, hatte sich aber nur für die U23-Altersklasse und nicht für die Männerkonkurrenz gemeldet.

Seit zehn Jahren betreibst du nun Leichtathletik – und das seit zehn Jahren auch in Aachen, wo du geboren bist. Welche Gründe waren für dich ausschlaggebend, jetzt zur Eintracht zu wechseln?

Es sind verschiedene Gründe. Besonders die Möglichkeit, einen weiteren Schritt in Richtung Profisport zu machen, war ausschlaggebend. Wir haben in Aachen keine optimalen Trainingsbedingungen und Frankfurt kann mir diese bieten – sowohl mit der neuen Trainingsgruppe, die qualitativ sehr hochwertig ist als auch, dass ich nach meinem Bachelor-Abschluss ein Master-Studium dranhängen kann. An der Goethe-Universität Frankfurt kann ich mich akademisch weiterbilden. Kurz zusammengefasst: Ich kann mich sowohl im Studium als auch beim Sport weiterentwickeln.

Jannis verstärkt das Mehrkampfteam mit Andreas Bechmann, Carolin Schäfer und Lilian Tösmann und wird zukünftig von Jürgen Sammert trainiert.

Du hast die Trainingsgruppe angesprochen. Andreas (Bechmann; Anm. d. Red.) kennst du jetzt schon länger. Wie ist euer Verhältnis und wie habt ihr euch kennengelernt?

Andreas und ich haben uns bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Jahr 2016 kennengelernt, hatten aber zum damaligen Zeitpunkt eigentlich auch noch nicht viel miteinander zu tun. Durch die zahlreichen Wettkämpfen, die man zusammen erlebt, hat sich daraus peu a peu eine Freundschaft entwickelt. Natürlich haben wir auch oft darüber geredet, welche Möglichkeiten wir beide haben. So kam es, dass ich Mitte, Ende diesen Jahres nach Frankfurt gekommen bin, um ein Probetraining zu absolvieren und die Gruppe sowie Jürgen Sammert kennenzulernen. Sowohl die Freundschaft hat sich weiterentwickelt, aber ich habe auch gemerkt, dass es eine tolle Trainingsgruppe ist, ich mit allen sehr gut auskomme und mit dem Trainer sehr gut zusammenarbeiten kann, der zugleich meine leichtathletische Philosophie verfolgt.

Leichtathletik-Philosophie? Wie würdest du deine Philosophie beschreiben?

Trainiere konsistent! Versuche nicht alles in kürzester Zeit erreichen zu wollen, sondern schau, wie langfristig die größte Leistung erreicht werden kann – sowohl durch Verletzungsvermeidung als auch durch strukturiertes und qualifiziertes Training den Körper aufzubauen und nicht nach Leistung zu gieren.

Langfristig ist ein gutes Stichwort. Was sind deine kurzfristigen und langfristigen Ziele bei der Eintracht?

Um in Punkten auszudrücken, ist ein kurzfristiges Ziel die 8.000-Punkte-Marke, was bei den Zehnkämpfern der Eintritt in die Weltklasse ist. Langfristig möchte ich gerne bei Olympia starten und auch international weiterkommen, viel Starts haben und somit die Zeit als Leistungssportler auch genießen können.

Leistungssport und Studium sind beide Lebensbereiche, die enorm viel Zeit und Aufwand beanspruchen. Wie schaffst du es, beides zu verbinden?

Das ist alles eine Frage der Planung. Für mich war schon immer der Sport ein Ausgleich zum Studium und andersrum das Studium ein Ausgleich zum Sport. Mein Interessenspektrum bezieht sich ja nicht nur auf den Sport. Auch außerhalb vom Stadion brauche ich kognitiv andere Anreize. Mit dem neuen Masterstudiengang „Interdisziplinäre Neurowissenschaften“ habe ich die Möglichkeit, vom Sport einen Schritt zurückzugehen und am nächsten Tag mit neuer Motivation zu starten. Es sind zwei Dinge, die parallel laufen, aber sich nicht gegenseitig einschränken.

Deinem Masterstudiengang ging bereits ein Psychologie-Bachelor-Abschluss in Maastricht voraus. Gibt es Momente, in denen du die gelernten Inhalte aus der Psychologie auch im Sport anwenden kannst?

Absolut! Allein, dass ich mich mit Dingen auseinandersetze, bei denen ich mich selbst besser kennenlerne, hilft mir in Stresssituationen weiter. Auf der anderen Seite freue ich mich sehr darüber, dass der Sport nicht das einzige ist, für was ich mich begeistern kann. Gerade in Wettkampf-Phasen, die mit viel Stress verbunden sind, ist es schön, sich auch mal wieder aufs Studium besinnen zu können. Es gibt mir sehr viel.