03.06.2021

Eine Disziplin, drei Titelkandidaten

Mit Marc Reuther, Marvin Heinrich und Dennis Biederbick geht die Eintracht am Wochenende stark besetzt in den 800-Meter-Titelkampf.

Der schnellste der drei Frankfurter ist in dieser Saison der 24-Jährige Marvin Heinrich. Der Frankfurter geht am kommenden Wochenende in seine dritten nationalen Freiluftmeisterschaften. Es ist das erste Mal, dass sich Heinrich der nationalen Konkurrenz über 800 Meter stellt. Noch im letzten Jahr konnte Heinrich in Braunschweig über seine Paradestrecke, die 1500 Meter, die Bronzemedaille gewinnen. Nun steht die Distanz über zwei Stadionrunden im Vordergrund. Heinrich konnte seine 800-Meter-Bestleistung in nahezu jedem Rennen verbessern.

Im Hinblick auf die aktuelle Saison kann der Frankfurter daher ein positives Zwischenfazit ziehen. „Die Saison momentan läuft sehr gut, wir haben viele gute Rennen gemacht. Auch wenn es in Rehlingen einen kleinen Knackpunkt gab, habe ich mich davon nicht aus der Bahn bringen lassen“, so Heinrich. Dort ging der Adlerträger über die 1500 Meter an den Start und musste sich mit Rang 17 zufriedengeben. Für Heinrich kein Grund, an der starken Form zu zweifeln. „Mein Trainer und ich haben das im Anschluss an das Rennen analysiert und unsere Schlüsse daraus gezogen. Letztendlich kann man sagen, dass ich einfach platt war an dem Wochenende. In Pfungstadt habe ich mich dann umso besser zurückgemeldet“, erklärt der 24-Jährige.

Es gibt viele schnelle Jungs und ich bin einer davon.

Marvin Heinrich

In Pfungstadt startete Heinrich gemeinsam mit Trainings- und Vereinskollege Dennis Biederbick in das Rennen. Heinrich sortierte sich von Beginn an direkt hinter Tempomacher Patryk Sieradzky aus Polen ein und gewann den Lauf „von vorne“ in 1:45,66 Minuten – ein Ausrufezeichen. Heinrich unterbot seine bestehende Bestleistung an diesem Tag um knapp anderthalb Sekunden und setzte sich deutlich, mit einer halben Sekunde Vorsprung, an Platz eins der Deutschen Jahresbestenliste. „Ich habe schnell realisiert, was gerade passiert war. Ich wollte dann direkt zu meinem Trainer, um mit ihm gemeinsam den Erfolg zu feiern“, so Heinrich strahlend.

Durch das Rennen in Pfungstadt gilt Heinrich als Deutscher Jahresschnellster auch zu den größten Titelanwärtern des kommenden Wochenendes. Für den 24-Jährigen ist die Zielsetzung dabei ganz klar: „Es macht keinen Sinn nach Braunschweig zu fahren, um zweiter zu werden. Ich fahre dorthin, um Deutscher Meister zu werden“, so der Eintrachtler kämpferisch. Den Schuh des Favoriten möchte sich der Frankfurter allerdings nicht anziehen. „Ich sehe mich am nicht unbedingt als herausragender Favorit. Es gibt viele schnelle Jungs und ich bin einer davon“ so der 24-Jährige.

Für Biederbick geht’s bergauf

Einer weiterer Adlerträger im Kreise der „schnellen Jungs“ über 800 Meter ist Trainings- und Vereinskollege Dennis Biederbick. Der Frankfurter geht als zweitschnellster Deutscher des Jahres in die Titelkämpfe am kommenden Wochenende. Wie Heinrich konnte auch Biederbick im vergangenen Jahr bereits die Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig gewinnen. Für den 23-Jährigen kein zufriedenstellendes Ergebnis. „Ich war damals nicht zufrieden und bin es auch heute nicht. Jedes Mal, wenn ich daran zurückdenke, ärgere ich mich ein wenig“, gesteht Biederbick. Seit dem letzten Jahr läuft es allerdings wieder. Nach wenigen Jahren der Abstinenz ist Biederbick zurück in der Deutschen Spitze. „Die letzte Saison an sich war gut. Es war die erste Saison seit langem, in der ich wieder richtig leistungsfähig war und seitdem geht es bergauf“, so der 23-Jährige.

Das erste was ich mir gedacht habe war: Oh man, du hast den Heinrich wieder nicht gekriegt.

Dennis Biederbick

Trotz leichter Achillessehnenprobleme absolviert Biederbick in diesem Sommer eine seiner besten Freiluftsaisons überhaupt. Die gute Form konnte der Frankfurter jüngst, wie sein Vereins- und Trainingskollege Marvin Heinrich, in Pfungstadt demonstrieren. Zwar belegte Biederbick hinter Heinrich den zweiten Platz, konnte aber seine Bestleistung um mehr als eine Sekunde auf 1:46,10 Minuten verbessern. Die erste Reaktion war dabei aber nicht von Glücksgefühlen geprägt. „Das erste was ich mir gedacht habe war: Oh man, du hast den Heinrich wieder nicht gekriegt“, scherzt Biederbick. „Ich habe mich natürlich gefreut. Die eigene Bestleistung um mehr als eine Sekunde zu verbessern, ist super. Um das zu realisieren, habe ich aber etwas gebraucht“, so der Adlerträger weiter.

Mit dieser Zeit ist Biederbick an Platz zwei der diesjährigen Jahresbestenliste gesetzt und geht damit auch als einer der Titelkandidaten ins Rennen. Für den Frankfurter gibt es dafür ein klares Ziel. „Ich will gewinnen. Das ist klar. Ich brauche auch die Punkte im Hinblick auf Olympia.“ Seinen schärfsten Konkurrenten sieht er dabei in seinem Trainingskollegen und Freund Marvin Heinrich. „Es wird natürlich schwierig. Besonders Marvin zu knacken, erfordert eine bestialische Leistung, aber bei einer Meisterschaft ist alles möglich“, so Biederbick. Die Freundschaft der beiden Trainingskollegen leidet an solchen Wochenenden und direkten Duellen nicht. „Wir sind wirklich so gute Freunde, dass wir das an solchen Wochenenden auch ausblenden können. Wir gönnen uns gegenseitig den Erfolg, egal wer den anderen schlägt“, erklärt Biederbick.

Gelingt Reuther der Freiluft-Titelhattrick?

Der dritte Adlerträger im Bunde ist der Deutsche Meister der vergangenen zwei Jahre, Marc Reuther. Der 24-Jährige galt in den letzten Jahren als der unangefochtene 800-Meter-Läufer an der Deutschen Spitze. Besonders im Jahr 2020 entwickelte sich der Frankfurter zum Weltklasse-Athlet über die zwei Stadionrunden. Beim Diamond League Meeting in Monaco verbesserte Reuther im vergangenen Jahr seine persönliche Bestleistung auf 1:44,93 Sekunden. Reuther zeigte sich im Anschluss an das Meeting selbstbewusst und sehr glücklich darüber, in der internationalen Spitze angekommen zu sein: „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, vorne mitzurennen und zu wissen, dass man auch große Wettkämpfe gewinnen kann. Ich habe jetzt einfach das Selbstbewusstsein, kenne meine Leistungsfähigkeit und ich denke, das ist das Wichtigste“, resümierte er im Anschluss an die vergangene Saison.

Im Winter dieses Jahres folgte auf die Euphoriewelle ein leichter Dämpfer. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund musste der Adlerträger sich Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau) und Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) geschlagen geben. Rückblickend war die diesjährige Hallensaison dennoch kein Misserfolg. „Die Hallensaison war für uns so geplant, dass wir dort etwas versuchen und trainingstechnisch riskieren. Riskieren bedeutet in dem Zusammenhang, dass wir extrem hohe Intensitäten trainiert haben. Letztendlich haben wir aber die Erfahrung gesammelt, dass es zu viel war“ so Reuther.

Ich möchte natürlich meinen dritten Titel in Folge feiern, das muss letztendlich auch mein Anspruch sein.

Marc Reuther

In der Freiluftsaison war der 800-Meter-Spezialist bisher erst einmal am Start. Bei den Team-Europameisterschaften im polnischen Chorzów erreichte der Frankfurter in einem taktischen Rennen den fünften Platz – kein Einstieg nach Maß aber auch kein Beinbruch. „100 Prozent zufrieden war ich damit natürlich nicht. Es war aber immer noch mein Saisoneinstieg und ich möchte die Bedeutung des Ergebnisses dort nicht größer machen, als sie ist“, erklärt der 24-Jährige. „Ich habe ein paar taktische Fehler gemacht, aber ich bin guter Dinge, dass es in den kommenden Wochen schon deutlich schneller werden kann“, so Reuther optimistisch.

Bestenfalls gelingt dem Titelverteidiger die Steigerung schon am kommenden Wochenende. Nach den zwei Titeln in den vergangenen Jahren möchte der Frankfurter in Braunschweig den Titelhattrick perfekt machen. „Deutsche Meisterschaften sind für mich immer etwas Besonderes. Ich möchte natürlich meinen dritten Titel in Folge feiern. Das muss letztendlich auch mein Anspruch sein“, so Reuther kämpferisch. Der Blick geht allerdings auch schon über die nationalen Meisterschaften hinaus. „Meine Konzentration und der Aufbau ist natürlich ganz klar auf Tokio ausgelegt, es gilt daher in Braunschweig auch weiter Erfahrungen zu sammeln und weiter das Gefühl fürs Laufen zu finden“, erklärt der Frankfurter