Leichtathletik in Deutschland als Profisport zu betreiben ist besonders für Jugendliche und angehende Studenten oft eine große Herausforderung. Trotz der Unterstützung des Vereins ist es oftmals nicht leicht, das Studium, den Sport und das eigene Privatleben zu verbinden. Immer wieder zieht es daher junge Athlet:innen ins Ausland – besonders in die USA. Mit dem College-System und dem großen Stellenwert des Uni-Sports werden Athlet:innen ganz individuell gefördert und bestmöglich unterstützt, um sowohl akademisch als auch sportliche Ziele verfolgen zu können, ohne dabei das Gefühl zu haben, alles alleine organisieren zu müssen.
Dass sich dies auch in Leistung und letztlich in sportliche Erfolge ummünzen lässt, hat zuletzt der deutsche Zehnkämpfer Leo Neugebauer eindrucksvoll bewiesen. Der gebürtige Stuttgarter, der derzeit an der University in Texas studiert, konnte im letzten Jahr den deutschen Zehnkampfrekord brechen und sich Silber bei den Olympischen Spielen in Paris sichern. Doch auch in den Reihen der Eintracht ist der Schritt in die USA längst keine Neuheit mehr. Bereits in der Vergangenheit hat es Athlet:innen wie Janis Elias Pohl, Maira Gauges, Sofie Reitbauer, Svenja Sommer und viele weitere nach Nordamerika gezogen und auch derzeit befinden sich mit Lucie Kienast, Jana Lowka, Lilly Urban und Smilla Kolbe erneut vier Athletinnen in den USA, die dort eine durchaus erfolgreiche Zeit erleben.
Die Etablierten
Die letztgenannten Lilly Urban und Smilla Kolbe leben und trainieren nun schon seit einigen Jahren in den USA und haben sich dementsprechend schon gut eingelebt. Urban, die bereits im Jugendalter einige Medaillen bei Deutschen Meisterschaften gewinnen konnte, trainiert seit vergangenem Jahr in Reno, Nevada und fühlt sich in ihrer neuen Heimat extrem wohl. „Ich wurde sehr herzlich willkommen, was mir den Einstieg von Anfang an sehr erleichtert hat. Die Uni bietet mir tolle Möglichkeiten, den Sport und mein Traumstudium der Psychologie zu verbinden, was für mich ideal ist“, so Urban. Im Vergleich zu ihrer Zeit in Deutschland ist daher besonders die „Kompaktheit“ des Alltags ein deutlicher Zugewinn, erzählt die Eintrachtlerin weiter. „Hier spielt sich alles auf dem Uni Campus ab: Sport, Uni und Privatleben, was es deutlich leichter macht, die einzelnen Dinge zu verbinden und dabei weniger Stress zu haben.“
Die Wintersaison und der Season-Opener geben mir sehr viel Schwung
Smilla Kolbe
Dass diese Faktoren auch Auswirkungen auf die eigene Leistung haben können, konnte Urban nach einem leicht verletzungsgeprägten Winter zuletzt wieder unter Beweis stellen. In Ihrem letzten Wettkampf konnte sich die Frankfurterin mit 53,70 Metern eine neue persönliche Bestleistung sichern und blickt somit voller Vorfreude auf die Sommersaison. „Ich möchte mich dieses Jahr unbedingt für die Nationals in den USA qualifizieren. Ich bin selbstbewusst und denke, dass ich die dafür erforderlichen 55 Meter erreichen kann. Bei den Deutschen Meisterschaften möchte ich dann ebenfalls vorne angreifen“, so Urban.
Bei den Deutschen Meisterschaften vorne angreifen wird in diesem Sommer auch 800-Meter-Spezialistin Smilla Kolbe. Die Eintrachtlerin startet und trainiert in den USA an der University of North Florida und hat sich dort in den letzten Jahren zu einer der besten deutschen 800-Meter-Läuferinnen entwickelt. Insbesondere im letzten Winter hat Kolbe den Sprung in die absolute nationale Spitze geschafft und konnte zuletzt beim Season Opener mit 2:01,18 Minuten bereits zeigen, dass auch im Sommer wieder mit ihr zu rechnen sein muss. Dementsprechend selbstbewusst formuliert die Eintrachtlerin ihre Ziele für die kommende Saison. „Die Wintersaison und der Season-Opener geben mir sehr viel Schwung. Ich hoffe, diesen weiter mitnehmen zu können und möchte die 1:59 Minuten angreifen“, so Kolbe.
Die Neuankömmlinge
Anders als Kolbe und Urban sind die Frankfurterinnen Kienast und Lowka erst seit diesem Winter in den USA, doch auch sie konnten bereits einige Erfahrungen und gute Resultate sammeln. Erstgenannte Kienast trainiert seit Beginn des Winters an der University in Illinois und ist „so langsam auch richtig angekommen.“ Der größte Unterschied zu der Zeit in Frankfurt ist für die Siebenkämpferin und Weitsprung-Spezialistin die Professionalität, die in den USA in jedem Bereich vorgelebt und unterstützt wird. „Hier an der Uni wird einem als Athletin das Leben wirklich so leicht wie möglich gemacht. Physiotermine und Training lassen sich jederzeit an den Stundenplan anpassen und auch alltägliche Dinge wie Ernährung lassen sich einfacher managen“, so Kienast.
Disziplinen wie Hürde und Kugel liefen so gut wie noch nie zuvor und natürlich freue ich mich jetzt auf die erste Sommersaison.
Lucie Kienast
Ihre erste Wintersaison in den USA zeigt bereits, in welche Richtung es für die Eintrachtlerin in Zukunft gehen kann. „Ich konnte im Fünfkampf sofort im ersten Wettkampf eine neue Bestleistung aufstellen. Disziplinen wie Hürde und Kugel liefen so gut wie noch nie zuvor und natürlich freue ich mich jetzt auf die erste Sommersaison“. Bei dieser möchte die Eintrachtlerin dann auch weiter ganz vorne angreifen. „Ich bin derzeit wirklich gut drauf und möchte einen guten Einstieg in den Siebenkampf finden und dann werden wir schauen, was sich daraus entwickelt“, so Kienast voller Vorfreude.
Und auch für Speerwurfspezialistin Jana Lowka ist der Aufenthalt in den Vereinigten Staaten ein großer Gewinn. Sie tritt für die Unversity of Nebraska an und kann unter anderem mit Maggie Malone Hardin, dreimalige Olympiateilnehmerin für die USA, trainieren. Und auch sonst ist die Universität für deutsche Athlet:innen kein schlechtes Pflaster. Prominentestes Beispiel ist Mehrkämpfer Till Steinforth, der Anfang März im Siebenkampf in der Halle den neuen deutschen Rekord aufgestellt hat. Jana ist also in bester Gesellschaft und kann sich voll auf ihren Sport konzentrieren.