Vom 15. bis zum 23. August findet in Berlin die Leichtathletik-WM statt. Sechs Athleten von Eintracht Frankfurt haben sich bereits qualifiziert. Über ihre Aussichten für Berlin sprachen sie mit uns. Teil 2: Hammerwerfer Sergej Litvinov.
77,50 Meter, das ist die Hammerwurf-Qualifikationsnorm des Deutschen Leichtathletik Verbandes für die Weltmeisterschaften in Berlin. Vor dieser Saison lag die Bestweite des gebürtigen Weißrussen mit deutschem Pass bei 75,35 Meter. Mittlerweile hat er die Norm dreimal überboten: Mit 77,88 Meter hat er eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt und ist aus dem Schatten von Markus Esser (Bayer Leverkusen) herausgetreten. Der 23-Jährige holte eine der drei Goldmedaillen von Eintracht Frankfurt aus Ulm von Deutschen Meisterschaften in die Mainmetropole. Der Sportsoldat aus Frankfurt/Main ist bereits letztes Jahr Deutscher Juniorenmeister 2008 geworden und nahm bereits zweimal an Europa- und einmal an Weltmeisterschaften der Junioren für Weißrussland teil.Wir sprachen mit ihm über seine Saison, sein Training und seine Erwartungen an Berlin.
Eintracht Frankfurt: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft in Ulm. Wie fühlt es sich an, Deutscher Meister zu sein?
Sergej Litvinov: Ich kann nur sagen: Es fühlt sich gut an!
EF: Die Saison 2009 läuft überragend, wenn nicht sogar etwas überraschend für dich. Du wirfst momentan zwei bis drei Meter weiter als letztes Jahr. Habt ihr das Training umgestellt oder woher kommt dieser Sprung?
SL: Überraschend würde ich nicht sagen, es läuft so wie geplant. Was den Leistungszuwachs betrifft: Ja, wir haben das Training umgestellt. Letztes Jahr habe ich mir vorgenommen, meine Kraft und mein Gewicht zu steigern und das ist mir dieses Jahr gelungen. Deswegen ist es kein Wunder, dass ich dieses Jahr weiter werfe.
EF: Glaubst du, es kann in diesem Jahr noch weiter gehen? Sind die 78 oder sogar 79 Meter drin?
SL: Es kann passieren, dass ich den Hammer gut erwische und dann fliegt er auch so weit. Aber das ist nicht das Ziel! Dieses Jahr geht es um die Konstanz in meinen Würfen.
EF: Frankfurt ist ja eine Hochburg des Hammerwerfens. Kann man vom Training mit Deutschlands besten Hammerwurf-Frauen profitieren?
SL: Ich trainiere ja nur zur Hälfte beim Bundestrainer. In der Wintervorbereitung trainiere ich bei meinen Vater in Weißrussland [Anm. d. Red.: Sergej Litvinov Senjor war in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts einer der besten Hammerwerfer der Welt. Er ist Olympiasieger von 1988 und zweifacher Weltmeister]. Nur im Sommer bin ich bei Michael Deyhle und seinen Damen. Und ja klar profitiert man davon. Ich verstehe mich mit den Mädels sehr gut, es ist eine wirklich gute Gruppe bei Michael.
EF: Wo liegen deine Schwächen – rein sportlich gesehen?
SL: Meine Schwäche ist definitiv die Kraft. Aber das wird in den nächsten Jahren sicherlich behoben. Daran werden wir verstärkt arbeiten.
EF: Und was würdest du als deine Stärken bezeichnen?
SL: Die Stärken sind auf jeden Fall meine Schnelligkeit und meine Technik.
EF: Du bist ja momentan die Nummer 15 in der Welt. Was können wir in Berlin von dir erwarten? Was erwartest du von dir selbst?
SL: Mein Ziel ist erstmal die Qualifikation zu überstehen. Ich möchte in den Endkampf der besten Zwölf! Dafür muss ich bestimmt 76 oder 77 Meter werfen, wenn ich jetzt mal so prognostizieren darf.
EF: Wie sieht dein Trainingsplan bis zur WM aus? Wirst du dein Training noch einmal umstellen, um bestimmte Defizite zu verbessern?
SL: Ich werde ab jetzt sehr viel Technikarbeit machen und ein paar kleine Umstellungen im Kraftraum wird es sicherlich auch geben. Es kann aber nichts großartig verändert werden, denn dafür ist einfach zu wenig Zeit bis zur WM. Auch an einen weiteren Formaufbau ist nicht zu denken. Für mich geht es jetzt nur noch darum, meine Form zu halten bis Berlin.
EF: Bei welchen Wettkämpfen kann man dich noch bestaunen bis zur WM?
SL: Ich werde höchstwahrscheinlich nur noch zwei Wettkämpfe bestreiten. Am 24.07 werde ich in Sithonia\Griechenland starten. Das ist ein sehr schönes und gut besetztes internationales Meeting. Am 31.07 werde ich im letzten Wettkampf vor den Weltmeisterschaften beim Bayer Leichtathletik Meeting in Leverkusen werfen.
EF: Ich danke dir vielmals für das Interview, Sergej und wünsche dir, dass du dein Ziel in Berlin erreichst!
SL: Ich bedanke mich auch!
Die Hammerwurf-Quali wird am Samstag, den 15. August um 12 Uhr, noch vor der Eröffnungsfeier stattfinden. Sollte Sergej Litvinov zu den besten Zwölf gehören, so betritt er am Montag, den 17. August um 18:05 Uhr wieder den Ring im Berliner Olympiastadion.