07.07.2021

Japan ist immer eine Reise wert

Bei einem Testwettkampf in Sapporo lernte Katharina Steinruck nicht nur die Strecke des Olympia-Marathons kennen, sondern hatte darüber hinaus einen spannenden Aufenthalt im Gastgeberland der Sommerspiele.

Beim Testwettkampf in Sapporo konnte Steinruck eine neue persönliche Bestleistung über die Halbmarathon-Distanz erzielen. (Foto: Asics)

Für Leute, die ihre Fernreisen gerne langfristig planen, wäre Katharina Steinrucks Odyssee nach Sapporo wohl nichts gewesen. Obwohl die Langstreckenläuferin schon im April von dem Testlauf für die olympischen Spiele erfuhr, war erst etwa eine Woche vorher klar, ob das Rennen tatsächlich stattfinden kann und die ausländischen Athletinnen und Athleten überhaupt einreisen dürfen. „Das war alles sehr knapp“, berichtet Katharina Steinruck. „Genauso knapp haben wir uns dann natürlich auch um ein Visum kümmern können.“

Neben dem Visum, das Steinruck am Abend vor ihrer Abreise erhielt, war zudem ein PCR-Test nötig, um eine Infektion mit dem Coronavirus ausschließen zu können. An dieser Formalie scheiterte Steinrucks Kollege Richard Ringer bei seiner Anreise, dessen PCR-Test von den japanischen Behörden nicht akzeptiert wurde. Am Flughafen in Tokio, wo Steinruck einen weiteren Corona-Test durchführen musste, wurde sie vom Gastgeberland der olympischen Spiele auf eine überraschende Weise in Empfang genommen. „Als mir der Mitarbeiter am Flughafen mein negatives Testergebnis überreichte, hatte ich plötzlich das Gefühl, Kreislaufprobleme zu bekommen, weil plötzlich alles um mich herum wackelte“, erzählt Steinruck. Tatsächlich handelte es sich allerdings nicht um einen plötzlichen Schwindelanfall der Athletin, sondern um ein kleines Erdbeben. „Das erste Erdbeben meines Lebens“, lacht die Adlerträgerin im Nachhinein.

Am ersten Tag habe ich meine Einlaufarbeit im Hotel auf dem Gang absolviert.

Katharina Steinruck

Von der Einreise aus ging es für die 31-Jährige und zwei kenianische Läufer per Shuttle in ein Hotel am Flughafen, wo die Quarantäne der Athleten begann. „Am ersten Tag habe ich meine Einlaufarbeit im Hotel auf dem Gang absolviert“, berichtet Steinruck. Nach Ankunft der restlichen ausländischen Läufer wurde die Reise am nächsten Morgen unter strengen Hygienemaßnahmen nach Sapporo fortgesetzt. „Auch hier hieß es dann wieder Dauerlauf auf dem Gang und allein im Hotelzimmer zu Abend essen“, schmunzelt die Marathonläuferin. An den beiden Tagen vor dem Rennen bekamen die Athleten jedoch noch die Möglichkeit, in einer zu dem Zeitpunkt ungenutzten Eisstadion zu trainieren, ohne dass dabei Kontakt zur Außenwelt hergestellt wurde. Für die Athleten, die weiterhin täglich getestet wurden, insgesamt eine ungewohnte Situation: „Es war einfach etwas komplett anderes“, berichtet Steinruck. „Aber es war gut, das mitzuerleben“.

„Eine wichtige Erfahrung“

Das Rennen verlief für die Adlerträgerin, die trotz der besonderen Umstände eine Bestzeit laufen konnte, sehr erfolgreich. Direkt im Anschluss des Wettkampfes ging es für die Beteiligten zurück in ihr Hotel, wo erneut auf den knapp 100 Meter langen Fluren ausgelaufen wurde – eine verrückte Erfahrung. Mit der Woche, die sie in Japan verbracht hat, ist die Frankfurterin sehr zufrieden. „Ich komme mit super vielen Informationen nach Hause, die ich mit meinem Team hier teilen kann“, resümiert Steinruck. „Es war eine wichtige Erfahrung, weil man so weiß, wie es wahrscheinlich auch rund um den olympischen Wettkampf aussehen wird.“ Natürlich sei es schade gewesen, dass sie von Sapporo und den Menschen in Japan nichts mitbekommen konnte, sie sei aber dennoch froh, „dass die Spiele unter diesen Auflagen überhaupt durchgeführt werden können.“

Dass die anstehenden Spiele für alle Beteiligten eine besondere Erfahrung darstellen werden, ist der Marathonläuferin klar. Sie zeigt sich allerdings zuversichtlich: „Die Menschen hier schätzen einfach den sportlichen Wettkampf. Deshalb denke ich, dass hier in Sapporo trotzdem eine super Stimmung herrschen wird“, betont Steinruck und sie ergänzt: „Japan hat mir in dieser Woche gezeigt, dass sie mit ihrer Strenge und Konsequenz die Olympischen Spiele durchführbar machen können.“ Und trotz aller, teils verrückter, Erfahrungen – Japan ist und bleibt immer eine Reise wert.