20.07.2021

Zum zweiten Mal dabei

Schon in der Kindheit verbrachte Carolin Schäfer täglich unzählige Stunden auf dem Sportplatz oder in der Halle. Nun nimmt sie an ihren zweiten Olympischen Spielen teil. Ein ganz besonderes Erlebnis.

Schäfers sportliche Karriere wurde schon frühzeitig durch ihren fünf Jahren älteren Bruder maßgeblich geprägt und bestimmt. Die Siebenkämpferin, die mittlerweile zu den Besten der Welt gehört, wuchs in einer echten Sportlerfamilie auf und verbrachte daher ihre Kindheit größtenteils auf den Sportanlagen Hessens. „Eigentlich kann man sagen, dass ich auf dem Sportplatz und in der Sporthalle großgeworden bin“, erzählt Schäfer lachend. „Mein Bruder spielte von klein auf Handball und machte Leichtathletik und so habe ich zwangsweise auch mit beidem begonnen“, blickt sie zurück. Die Frankfurterin zeigte schnell, dass sie sowohl im Handball als auch in der Leichtathletik viel Talent besaß. Schäfer betrieb beide Sportarten fortan auf Spitzenniveau.

Die perfekte Symbiose

Bis zu ihrem 15. Lebensjahr spielte sie leidenschaftlich Handball und schaffte es dort bis zur Jugendnationalmannschaft. Auch in der Leichtathletik zeigte sie, dass sie im Mehrkampf der Spitze angehörte. „Man fängt ja in der Leichtathletik meistens mit Mehrkampf an und bei mir kristallisierte sich schnell heraus, dass ich nichts so wirklich, aber vieles gut kann.“ Um beiden Sportarten gerecht zu werden, trainierte Schäfer schon im Kindesalter hart und mehrere Stunden am Tag. „Ich habe schon damals dreimal die Woche Handball gehabt und viermal Leichtathletik. Ich hatte auch teilweise Tage, an denen die Trainingseinheiten nahtlos ineinander übergingen“, erzählt sie rückblickend. Die Doppelbelastung war für die gebürtige Bad Wildungerin dennoch ein Gewinn. „Beide Sportarten haben sich zu dem Zeitpunkt perfekt ergänzt. Das Konditionstraining konnte ich damals durch das Handball-Training abdecken und durch die Leichtathletik war ich im Handball schneller und flinker als die anderen.“

Erst mit 15 Jahren entschied sich die Vizeweltmeisterin von 2017 die Handball-Karriere zu beenden. „Ich bin sehr dankbar für alles, was mich der Teamsport gelehrt hat. Ich wollte aber ab einem gewissen Zeitpunkt selbst für meine Leistungen verantwortlich sein und habe mich daher für die Individualsportart entschieden“, erklärt Schäfer. Der Wille, immer zu gewinnen, stand dabei besonders im Vordergrund. „In der Leichtathletik war ich nicht mehr von der Leistung anderer abhängig, sondern mein eigener Spielmacher auf dem Platz. So war ich diejenige, die eigenverantwortlich über Sieg und Niederlage entschieden hat. Das motivierte mich zugleich immer härter für den Erfolg zu arbeiten“, erzählt Schäfer.

Eintracht ein dauerhafter Begleiter

Frühzeitiger Begleiter von Schäfers Erfolgsweg war auch Eintracht Frankfurt. Die Siebenkämpferin startetet mit Ausnahme der Jahre 2014 bis 2017 nun seit zehn Jahren mit dem Adler auf der Brust, Die Auszeit damals, auch ein Schritt zurück in die Heimat. „Ich wollte 2014 meinem Heimatverein auch etwas zurückgeben und habe mich daher entschieden noch einmal dorthin zu wechseln“, erklärt sie rückblickend. „Gleichzeitig habe ich dort enorm viel Wertschätzung erfahren, was ich zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt vermisste“, so Schäfer ehrlich. Die Tür zur Eintracht stand ihr dennoch jederzeit offen und so entschied sie sich 2017 wieder zurückzukehren. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich einfach das professionelle Umfeld der Eintracht brauche, um den Sport weiter auf dem Niveau zu betreiben und habe damals, besonders durch Ilse Bechthold, den Weg zurück nach Frankfurt gefunden.“

Es gab mir die Bestätigung, den richtigen Weg gegangen zu sein und gilt für mich als Startschuss meiner Karriere.

Carolin Schäfer

Zu dieser Zeit feierte Schäfer einen Erfolg nach dem anderen. Bei den Olympischen Spielen 2016 wurde sie Fünfte. 2017 holte sie bei den Weltmeisterschaften Silber und 2018 gewann sie bei den Europameisterschaften in Berlin die Bronzemedaille. Auf dem Papier die erfolgreichsten Jahre. „2016 bis 2018 waren natürlich ganz spezielle Jahre meiner Karriere, aber auch Zürich im Jahr 2014 hat für mich eine ganz besondere Bedeutung“, erzählt sie. Bei der EM wurde Schäfer damals Vierte und feierte ihren Durchbruch bei den Erwachsenen. „Ich hatte 2013 kein gutes Jahr und schon vieles in Frage gestellt. Als ich dann in Zürich Vierte wurde, war ich die glücklichste Person im ganzen Stadion. Es gab mir die Bestätigung, den richtigen Weg gegangen zu sein und gilt für mich als Startschuss meiner Karriere“, blickt sie strahlend zurück.

In diesem Jahr nimmt die Adlerträgerin bereits zum zweiten Mal an den Olympischen Spielen teil, die Vorfreude ist dennoch genau so groß wie beim ersten Mal. „Ich bin natürlich nicht mehr ganz so aufgeregt, weil ich ungefähr weiß, was mich in Tokio erwartet und dennoch ist Olympia das größte Sportevent der Welt und dort mit an den Start zu gehen ist etwas unglaublich Schönes. Als Athlet/in erfüllt einen das zum einen mit großem Stolz, aber macht einen auch überglücklich.“ Dementsprechend groß war die Vorfreude über die Nominierung nach einer schwierigen Vorbereitung, die geplagt von gesundheitlichen Problemen. war „Ich war unglaublich erleichterter als dann feststand, dass ich zum zweiten Mal bei Olympia dabei sein darf. Dahingehend bin ich meinem Umfeld sehr dankbar, die mich insbesondere in dieser schwierigen Saison unterstützt haben und an mich geglaubt haben. Ich freue mich jetzt einfach sehr auf Tokio und bin gespannt, was mich dort erwartet.“