02.07.2021

Zwischen Leistungssport und Unternehmensgründung

Bei der XVI. Ausgabe der Veranstaltungsreihe Laptop & Leibchen sprach Zehnkämpfer Andreas Bechmann über die Gründung seines Unternehmens und darüber, was Sport und Gründen gemeinsam haben.

Die Veranstaltungsreihe Laptop und Leibchen, die von EintrachtTech und dem TechQuartier gehostet wird, bringt Technologie, Digitalisierungs- und Startup-interessierte Menschen zusammen. Eintracht-Leichtathlet Andreas Bechmann, der Anfang des Jahres das Startup „Preventio“ gegründet hat, welches im TechQaurtier beheimatet ist, war somit der perfekte Gesprächspartner für die XVI Ausgabe der Diskussionsrunde, die am Montagnachmittag aus dem Deutsche Bank Park gestreamt wurde.

„24 Stunden eines Tages sind schnell aufgebraucht“

Bereits im März wurde Andreas Bechmann von der Deutschen Sporthilfe zum „Sporthilfe Start-up des Jahres“ gekürt, jetzt wurde er von dieser und der Deutschen Bank als Sportstipendiat des Jahres nominiert. Die Gründung eines Unternehmens, die Vorbereitung auf Wettkämpfe wie die anstehende U23-Europameisterschaft sowie das Ende seines Studiums seien eine große Herausforderung für den Zehnkämpfer. „Irgendwann sind die 24 Stunden eines Tages doch recht schnell aufgebraucht“, lacht der 21-Jährige. Dennoch würden sich seine sportlichen und unternehmerischen Ambitionen nicht gegenseitig ausschließen. „Der Sport ist ja zeitlich limitiert“, so der Adlerträger. „Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht 10 Stunden lang trainieren, da bleibt also viel Zeit für andere Sachen. Wenn der Körper ausgepowert ist, kann man sich seinem Geist widmen.“ Er selbst sehe sich sowieso nicht nur als Sportler, erklärt Bechmann. „Der Sport ist ein sehr schöner Teil meines Lebens, aber er ist auch zeitlich begrenzt.“

Am schwierigsten sei es letztendlich für ihn, auch mal nein sagen zu können. „Man hat limitierte Ressourcen – zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenig Wissen. Das muss man richtig allokieren“, meint der Zehnkämpfer. „Am Ende stellt sich also nicht die Frage, was ich mache, sondern was mache ich nicht. Besonders bei den drei Dingen, die mein Leben aktuell bestimmen ist es wichtig, dass man eine Struktur behält.“ Von den Erfahrungen, die Bechmann bereits aus seiner sportlichen Karriere mitnehmen konnte, profitiere er auch in seiner Unternehmungsgründung. „Das Wichtigste ist, geduldig zu sein“, erklärt der 21-Jährige. Im Sport wie in der Gründung müsse man sich die Zeit nehmen, die es braucht, um erfolgreich zu werden. Zudem habe er gelernt mit Misserfolgen umzugehen. „Man baut eine gewisse Frustrationstoleranz auf“ und lerne, dass „Rückschläge selten ultimativ“ seien, so Bechmann. Natürlich seien Verletzungen im Sport oder abspringende Investoren während einer Gründung ärgerlich, aber gleichzeitig auch Teil des gesamten Prozesses.

„Karriere kann man nicht gewinnen“

Dennoch sieht der Mehrkämpfer auch Unterschiede zwischen Sport und der Gründung eines Startups. „Ein Sportler weiß genau, was er erreichen will, wo er hinwill und wann er das erreichen möchte. Das macht es im Sport im Vergleich zum beruflichen Weg sehr leicht“, erklärt Bechmann. „Karriere kann man nicht gewinnen.“ Er ergänzt: „Man darf nicht anfangen, ein Unternehmen wie einen sportlichen Wettbewerb zu sehen“ Natürlich gebe es auch in der Gründung eines Unternehmens Erfolge, die es zu erzielen gilt, aber „das ist nicht der Sinn, der hinter einem Startup steht“. Eine weitere Parallele, die Bechmann zwischen seinem sportlichen und unternehmerischen Weg sieht, ist der Fokus auf wenige Momente, die über die Laufbahn entscheiden können. „Man trainiert jahrelang für einen große Wettbewerbe, aber letztendlich gibt es nur ein oder zwei Momente, in denen man performen muss“, so der 21-Jährige. Beim Gründen sei dies ähnlich.

Der Fokus des Adlerträgers richtet sich nun erstmal auf die U23-Europameisterschaft in Estland, die am 8. Juli beginnt. Auch dort, und allgemein in Bechmanns sportlichen Werdegang, spielen Technik und digitaler Fortschritt eine große Rolle. Dennoch seien besonders in der Leichtathletik Stoppuhr und Maßband immer noch die zentralsten technischen Mittel, so der Zehnkämpfer. Bei aller Begeisterung für Technik und Digitales besinnt sich Bechmann also doch auch gerne auf analoge Ressourcen. „Das Schönste ist letztendlich, wenn man merkt, dass es auch ohne Technologie geht.“

Die Veranstaltung im Re-Live